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Woran erkenne ich eine gute Bindung zum Hund?

Woran erkenne ich eine gute Bindung zum Hund?

In diesem Artikel erfährst du

  • was eine gute Hunde-Mensch-Beziehung ausmacht
  • woran du sie erkennst
  • was für eine gute Bindung zum Hund hilfreich ist

Was ist eine gute Bindung zum Hund?

Hunde lieben Bindung. Wir Menschen auch. Das verbindet uns.

Doch was ist eigentlich eine gute Bindung zwischen Hund und Mensch?

Die Antwort ist eigentlich ganz einfach.

 

"Eine gute Bindung zum Hund ist eine glückliche Hund-Mensch-Beziehung. Und zwar für beide Seiten."


Bindung zum Hund erkennen

Jede Beziehung zum Hund ist einzigartig. Aber ist sie auch gut? Um das zu erfahren, lohnt es sich genauer hinzuschauen. Nicht jede Beziehung, die auf den ersten Blick zu funktionieren scheint, ist eine glückliche Beziehung. Umgekehrt kann sogar ein Hund, der nicht immer zu funktionieren scheint, eine gute Bindungsqualität zum Menschen haben.

Anzeichen für eine gute Bindung zum Hund

Es gibt deutliche Anzeichen, an denen man erkennt, wie es denn nun tatsächlich um die Beziehung zwischen Hund und Mensch steht.

Manche Anzeichen sind leicht zu erkennen. Andere widerum weniger. 

Der antrainierte Blick zum Beispiel hat nichts mit einer guten Bindung zu tun. Er wird aber häufig mit einer guten Bindung verwechselt.

 

Im Folgenden nenne ich einige Kriterien, die dir dabei helfen zu erkennen,  wie gut die Bindung zwischen Hund und Mensch ist. 

Folgendes sind Anzeichen einer guten Bindung zum Hund:

  • Der Hund sucht die Nähe zum Menschen und meidet sie nicht.
  • Der Hund ist eng gebunden, ohne in eine starke Abhängigkeit zu verfallen. Man kann quasi sagen: Der Hund liebt und schätzt seine Menschen sehr. Dennoch verfügt er über eine gewisse Autonomie und macht sich von allem ein eigenes Bild.
  • Der Hund ist im Freigang selbstständig, und orientiert sich locker (also nicht zwanghaft) am Besitzer. Er achtet darauf seine Menschen im Auge zu behalten, macht aber trotzdem "sein Ding." Schon gar nicht kommt er auf die Idee durchweg rechts am Bein zu laufen, und permanent verunsichert oder fragend zum Besitzer hoch zu schauen.
  • Auch ein eng gebundener Hund geht mal etwas weiter weg. Dafür ist er aber auch aus großer Entfernung gut ansprechbar.
  • Ein glücklicher Hund zeigt Interesse an seiner Umwelt. (<-- Ganz wichtig.) Er läuft nicht apathisch und desinteressiert an der Seite seines Besitzers durch die Gegend. Trotzdem er sich für seine Umwelt interessiert behält er seine Menschen im Auge.
  • Der Hund zeigt alle Emotionen, auch in Gegenwart des Besitzers. Er wirkt niemals apathisch oder völlig teilnahmslos.
  • Trotzdem es auch eine Welt außerhalb des eigenen Rudels gibt, lässt sich sagen: Ein Hund der eine enge Bindung zu seinem Menschen aufgebaut hat, folgt seinem Menschen gerne überall hin. Ganz gleich ob im Haus, oder beim Spaziergang. Der Hund interessiert sich dafür wo seine Menschen sind, was sie machen, und ist überall gerne dabei.
  • Ist der Hund gut und eng an seine Menschen gebunden, so reagiert er zumeist freudig auf seine Besitzer. Der Besitzer ist aus Hundesicht etwas besonderes und eben alles andere als "einfach austauschbar".
  • Der Hund kommuniziert frei und direkt mit dem Besitzer, bzw. seinen Familienmitgliedern. Der Besitzer sieht und versteht, was der Hund ihm mitteilen möchte und geht darauf ein.
  • Was die Menschen im Detail bewegt kann der Hund zwar nicht verstehen, wohl aber kann er Stimmungen exakt als solche erkennen was sie sind. Frauchen hat Liebeskummer? Der Hund weiß, dass es Frauchen schlecht geht. Herrchen hat Angst vor der Vorsorgeuntersuchung? Auch das bemerkt der Hund, wenn er auch nicht in der Lage ist Ursache und Wirkung nachzuvollziehen. Wie dem auch sei: Eine gute Bindung zum Hund zeichnet sich auch dadurch aus, dass der Hund die Stimmung seiner Menschen wahrnimmt und darauf reagiert.
  • Es gibt immer wieder Situationen, bei denen der Hund sich unbehaglich fühlt. Wenn der Hund sich unwohl fühlt sucht er häufig Nähe und verlässt sich darauf Schutz bei seinen Menschen zu finden.
  • Der Hund läuft nicht permanent hinter dem Menschen. Ist dies der Fall so kann dies mehrere Ursachen haben. Die häufigste ist, dass es dem Hund auf unangenehme Art und Weise antrainiert wurde. Wie bereits oben erwähnt ist der Hund "zwar an den Menschen gebunden, er bewegt sich jedoch frei".
  • Der Hund hört insbesondere im Freigang auch ohne Leckerlis und Spielzeug.

Was der Gehorsam über die Bindung aussagt

Viele glauben es sei immer ein gutes Zeichen, wenn der Hund gut hört.

Und tatsächlich: Ein eng gebundener Hund wird gut ansprechbar sein.

Was jedoch viele vergessen ist, dass viele Hunde aus Angst und Einschüchterung gehorchen. Oder auch aus Bestechungsgründen.

Beides ist kein Zeichen einer guten Bindung zum Hund. So kann es sein, dass ein Hund zwar dem ersten Eindruck nach sehr gut hört, aber in keiner glücklichen Hund-Mensch-Beziehung lebt. Wenn wir als Maßstab für eine gute Bindung eine glückliche Beziehung nehmen, so wird schnell klar: Eine gute Bindung ist nicht ausschließlich am Gehorsam erkennbar.

Und: Hört ein Hund nicht, muss man immer heraus finden, warum der Hund nicht hört.

 

Eine gute Bindung zum Hund aufbauen

Die Basis einer guten Hund-Mensch-Beziehung besteht im Wesentlichen aus diesen Punkten.

 

1.  Respekt und Achtung

Schätze deinen Hund. Wertschätze die Persönlichkeit deines Hundes, und arbeite mit deinem Hund anstatt gegen ihn (mit Gewalt) oder an ihm vorbei (mit Leckerlies). Trainiere nur so viel wie wirklich nötig ist. Der Hund sollte dich als Menschen schätzen. Er sollte dich weder fürchten, noch auf die Idee kommen dich vorrangig als Leckerliequelle, die "auch mal" ganz nett sein kann abzuspeichern.

 

2. Authentizität

Sei echt. Hunde merken schnell, wenn du etwas tust, obwohl du nicht wirklich davon überzeugt bist. Du ordnest deinen Hund unter, weil du gelesen hast, das macht man so? Lass es einfach sein. Du bist schlecht drauf, und gibst dir Mühe das niemandem zu zeigen? Am Büffet mit der Schwiegermama kann das hilfreich sein. Und zugegeben: Es macht keinen Sinn bei der Hochzeit seiner Schwester mit offensichtlich schlechter Laune aufzutauchen. Auch nicht wenn man gestern gerade die Kündigung erhalten hat. Es macht also in vielen Situationen Sinn seine Gefühlswelt zu verbergen. Hunde spüren das aber. Mach deinem Hund also nichts vor. So solltest du es zum Beispiel unterlassen deinem Hund mit aufgesetzt freundlicher Stimme etwas zuzusäuseln, obwohl du dich gerade gar nicht wohl fühlst. Ihm kannst du keine Harmonie vortäuschen.

 

3. Kommunikation (Hundesprache lernen)

Lerne deinen Hund zu verstehen. Und zwar genauestens!

Gib deinem Hund die Chance dich zu verstehen. Lerne deshalb, wie du dich ihm verständlich machen kannst. Ganz wichtig: Verzichte dabei darauf ihn einzuschüchtern, oder ihm  Schmerzen zuzufügen. Auch dann nicht, wenn es auf den ersten Blick noch so harmlos wirkt.

 

4. Empathie

Nur wenn du verstehst was dein Hund sagt, hast du die Möglichkeit auf deinen Hund einzugehen. Es gilt als wissenschaftlich erwiesen, dass Hunde Mitgefühl empfinden können. Auch wir können dem Hund mit Mitgefühl begegnen. Anders als viele glauben, wird der Hund dies nicht ausnutzen, sondern als Zeichen dafür betrachten, dass er sich dir mitteilen kann, und dafür, dass er dir wichtig ist. Nichts auf der Welt ist für einen Hund wichtiger, als ein wertvolles Familienmitglied zu sein.

 

5. Vertrauen

Tiefes Vertrauen muss wachsen. Auf beiden Seiten. Nimm dir die Zeit echtes Vertrauen zum Hund aufzubauen.

 

6. Natürliche Aufmerksamkeit

Positives Hundetraining klingt prinzipiell immer nach einer guten und liebevollen Art der Hundeerziehung.

Wichtig ist aber, die aus Leckerlis und Spielzeug resultierende künstlich erzeugte Aufmerksamkeit, nicht mit der einer wirklich guten Bindung zu verwechseln.

 

 

Was eine gute Bindung zum Hund ausmacht

Wir halten fest: Eine gute Bindung zeichnet sich vor allen Dingen durch eine glückliche Beziehung auf beiden Seiten aus. Hund und Mensch verstehen sich, und sind sich einander überwiegend zugewandt.

 

Eine gute Bindung zum Hund setzt auch ein gewisses Maß an Akzeptanz voraus. Denn wer einander nicht schätzt und akzeptiert wird es schwierig haben eine Bindung liebevoll zu pflegen.

Der Mensch bekommt keine Panik, wenn er keine Leckerlis und kein Spielzeug dabei hat. Auch bei einem ausgiebigen Waldspaziergang kann er die Leine zumeist zuhause vergessen. Bindung kommt nämlich von Bindung, und nicht von angebunden sein. Natürlich bringt eine enge Bindung immer ein gewisses Maß an Abhängigkeit mit sich. So gehört es dazu, dass der Hund trauert, wenn sein Besitzer nicht mehr da ist. Auch Frauchen wird die Einschläferung ihres Hundes so schnell nicht überwinden. 

Das ist aber auch gut so.

 

 

Ein Artikel von

Eilina Ludwig ©

(Hundepsychologin und Hundetrainerin)

Hundeschule Nürnberger Hund

Aus der Reihe: "Bindung zwischen Mensch und Hund"

Erstveröffentlichung: 03.09.2020

Letztes Update: 30.10.2023

© Alle Rechte vorbehalten.

Wer schreibt hier?

Hundepsychologin Eilina Ludwig, Hundetrainerin Eilina Ludwig, Eilina Ludwig
Eilina Ludwig

Ich bin Lina.

Als Hundepsychologin und Hundetrainerin helfe ich Menschen dabei ihre Hunde besser zu verstehen.

Dieser Artikel ist der erste aus der Reihe

"Bindung zwischen Mensch und Hund".

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Kommentare: 2
  • #2

    Frank Neuhaus (Mittwoch, 19 Mai 2021 15:20)

    Eine sehr gute Beschreibung der gewachsenen und funktionierenden Vertrauensbeziehung zwischen Mensch und Hund.

  • #1

    Sahra mit Clooney (Freitag, 04 September 2020 18:04)

    Interessanter Artikel. Danke. Ich bin schon neugierig auf den nächsten. Viele Grüße